Emotionale Intelligenz, auch EQ genannt, ist die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, verstehen und zu beeinflussen. Dieser Terminus wurde im Jahr 1990 vom John D. Mayer und Peter Salovey eingeführt und berührt auf den Grundgedanken der Sozialen Intelligenz.
Was hindert die Entwicklung der Emotionalen Intelligenz?
Die Aussage, dass die meisten Menschen getrennt von eigenen Gefühlen leben, klingt anfangs absurd. Umso mehr, wenn man weiß, dass die Gefühle, so wie das Atmen ständig da sind und für unser Überleben wichtig sind. Wie kann es nun sein, dass es uns oft so schwer fällt, eigene Gefühle zu benennen? Kann es sein, dass wir mehr Vertrauen unserem Gehirn schenken und viel weniger unseren Emotionen? …. obwohl wir wissen, dass der Verstand stark konditioniert und extrem eingeschränkt ist?
Um die Situation der Trennung etwas besser zu verstehen, kann es hilfreich sein, wenn wir den Fokus kurz zu den Ursachen lenken.
Der Beginn von Emotionalen Verletzungen ist meistens unbewusst und mehr oder weniger in vielen Kulturen und Familien vorhanden. Die Ausprägung, Tiefe und Reichweite der Verletzungen sind vielfältig und spiegeln sich in unserer Emotionalen Prägung wieder. Und dass sogar über mehrere Generationen! (siehe dazu den Dokumentarfilm Gedächtnis der Gene)
Wenn z. Beispiel einer taubstummen Mutter während des zweiten Weltkriegs, ihr Kind weggenommen wurde, kann der emotionale Schmerz der Mutter, die Ursache für Emotionale Blockaden, bei den nachfolgenden Generationen, sein. Wenn das der Fall ist, bleiben die Blockaden solange aufrecht, bis die Ursachen erkannt und gelöst wurden.
Wir werden als fühlende Wesen geboren und so wie das Atmen, begleiten uns auch Gefühle bis zum Ende unseres Lebens. Die Entscheidungen, wie wir mit den Gefühlen umgehen passieren ständig, doch meistens unbewusst. Die Gedanken, die Sprache und das Verhalten der Menschen aus unserem Umfeld beeinflussen unsere Emotionen und formen unsere Haltung.
Die Trennung von Gefühlen
Um sich von eigenen Gefühlen abzuwenden und das Vertrauen in sie zu verlieren, braucht es ganz wenig. Es genügen einige konditionierte „gut gemeinte“ Sätze wie: „….hör auf zum Heulen“ oder „..sei nicht so ein Sensibelchen“. Diese Sätze verursachen ein Schmerz, der so unerträglich sein kann, dass wir uns entscheiden (unbewusst), uns von unseren Gefühlen zu trennen. Danach werden wir versuchen das Leben intellektuell, mit unserem Verstand zu meistern. … denn das Denken tut ja bekanntlich nicht weh. 😉 Zumindest nicht so sehr wie auf der Emotionsebene. Damit landen wir auf der Spitze eines Eisbergs, bei dem die Konditionierung unserer Gedanken durch Sprache, eine entscheidende Rolle spielen. Gleichzeitig bleibt die Kultivierung des EQ, für jeden ein ganz persönliches Thema, dessen Entwicklung das Leben grundlegend, positiv verändern kann.
Ist es möglich Emotionale Intelligenz zu erweitern?
JA, auf vielfache Art und Weise, auch wenn es immer wieder bedeutet „einige Steine aus dem Weg zu räumen“. Verhaltensmuster, Glaubenssätze und Konditionierungen, die für das Leben nicht mehr lebensdienlich sind, können mit Selbsthilfe oder mit Begleitung, verabschiedet (transformiert) werden. Das hört sich leichter an als es oft ist, denn wer möchte schon gerne eigene Verletzungen und Schmerzen wieder begegnen? Gleichzeitig bedeutet es, wer die Verantwortung für eigene Gefühle übernimmt, kann eine neue Beziehungs- und Lebensqualität erleben und genießen.
Woran lässt sich Emotionale Intelligenz erkennen?
Laut Psychologen Daniel Golemans lassen sich Menschen mit hohen EQ an mehrere Fähigkeiten und Kompetenzen erkennen.
Sie sind selbstbewusst und verbunden mit eigenen Gefühlen und dahinter liegenden Bedürfnissen. Dadurch können sie ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen.
Mit Hilfe des inneren Dialogs, sind sie fähig, auf ihre Gefühle Einfluss zu nehmen und eigene Emotionen zu steuern. Gerade in kritischen Situationen ist es ihnen möglich, angemessen für sich selbst und andere zu sorgen und entsprechend zu reagieren.
Durch Selbstmotivation gelingt es ihnen leichter und schneller, einen Zustand der Begeisterung wieder zu erleben. Dass ist vor allem dann nötig, wenn sich bestimmte Situationen anders entwickeln als geplant.
Ihr Einfühlungsvermögen ermöglicht ihnen auf respektvolle, wertschätzende Art und Weise andere Menschen zu sehen, zu hören und emphatisch zu begegnen. Diese Kompetenz führt in allen Schichten und Führungsetagen zu wertschätzenden Beziehungen, was nicht nur das Arbeitsklima erheblich verbessern kann.
Kontakte und langfristige Beziehungen zu pflegen, erfordert hohe soziale Kompetenz, die ebenso ein Hinweis auf einen höheren EQ ist. Menschen, die über soziale Kompetenz verfügen, bauen häufig und leichter harmonische und langfristige Beziehungen auf.
Einer der wichtigsten Indikatoren für emotionale Kompetenz ist die Kommunikationsfähigkeit. Diese Fähigkeit ist hilfreich sowohl beim Formulieren und Ausdrucken eigener Anliegen, als auch beim aufmerksamen Zuhören.
Fazit
Gefühle sind unsere Lebensbegleiter, wichtige Indikatoren und bilden das Fundament, für die Emotionale Intelligenz, sowie des zufriedenen oder unzufriedenen Lebens.
Wie bei allen Veränderungen, werden auf dem Weg zu mehr emotionalen Kompetenzen, Klarheit, Mut und Ausdauer, benötigt. Eigene emotionale Verletzungen zu begegnen, braucht Vertrauen in sich oder einen Begleiter, der über hohe emotionale Kompetenzen bereits verfügt.
In unterschiedlichsten Seminaren und Ausbildungen ist es möglich, Techniken kennenlernen und Erfahrungen zu sammeln um die nötigen Kompetenzen selbst zu entwickeln. Dabei ist es auch möglich, emotionale Blockaden zu erkennen und nachhaltig zu lösen.
Eine wahre Quelle und breite Auswahl an Erfahrungen aus allen Lebensbereichen, bieten, unseren Erachtens, Bücher. Unseren Weg durch eine Bücherlandschaft, die wir gerne empfehlen, haben wir im Beitrag wertschätzende Kommunikation beschrieben.
„Ein zufriedenes, lebendiges Leben besteht nicht darin glücklich zu sein, sondern darin, das Glück in unterschiedlichen Lebenssituationen immer wieder zu erleben.“ ledoem