Begegnung mit einem Glaubenssatz
Als ich zum ersten Mal etwas über Glaubenssatz gehört habe, konnte ich über Sätze wie zum Beispiel: „ich komme immer zu spät“, „ich kann nicht alles haben“ oder „ ich darf nicht so sensibel sein“ noch schmunzeln, weil ich mit denen aufgewachsen bin. Nicht nur dass ich sie kannte, ich war mit solchen Sätzen so konditioniert, dass sie mich nicht im Geringsten berührt haben. Doch es dauerte nicht lang und es kamen Sätze, die in mir mit emotionalem Schmerz verbunden waren. Mein erster Glaubenssatz dem ich begegnet bin, war:
„ … wer macht das sonst, wenn nicht ich!?“
Diesen Satz zu begegnen, mit ihm zu sprechen und ihn zu verabschieden, brachte mir erstaunliche Erkenntnisse und in wahrsten Sinne des Wortes Heilung.
Die Begegnung mit meinem Glaubenssatz war, für mich etwas überraschend und verwirrend gleichzeitig. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was Glaubenssätze sind. Ich wusste nicht, woher sie kommen, warum sie da sind und auch nicht welche Rolle Sie in meinem Leben spielen.
Im Gespräch kam heraus, dass dieser Satz von meiner Großmutter kam, die nach dem zweiten Weltkrieg ihren Mann verloren hatte und als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern ihren Weg durchs Leben suchte. Für sie war der Satz eine Art Energiequelle.
Ich war durch
diesen Satz abgehalten, die Freude am Tun und Beitragen zu erleben. Er war für
mich ein Ausdruck von enormer Kraft und Hilflosigkeit gleichzeitig. Ja, ich konnte mit dieser Kraft vieles bewegen,
doch vorher bevor ich etwas angefangen habe und auch nachher, auch wenn mir etwas
gelungen ist, fühlte ich in mir Leere und tiefe Trauer.
Jedes Wort und jeder Satz haben eine Herkunft …. eine Geschichte. Nach dem ich
diesen Teil meiner Geschichte erkannt und emotional erlebt habe, war die Zeit
reif diesen Satz zu verabschieden. Ich schrieb ihn auf einen Stück Papier auf, in
der Bewusstheit dass ich etwas zurückgebe, was ich übernommen habe. Danach ließ
ich den Zettel mit dem Satz, mit Leichtigkeit und tiefer Dankbarkeit, los.
Durch die Begegnung mit meinem Glaubenssatz ist mir bewusst geworden, dass die Art und Weise was wir denken unsere Entwicklung unterstützen aber auch hindern kann. Heute bin ich frei von diesem Satz und die meisten Handlungen, wenn sie gelingen, erfüllen mich mit Freude und Dankbarkeit.